Dienstag, 25. Februar 2014

Budapest




29. August 2013

Budapest offenbarte sich mir heute Nachmittag. Alles im Umbruch, hundert Baustellen. Mein Herz schlägt in Osteuropa dann doch immer ein bisschen aus dem Takt, höher und wilder, wie die Städte. Schon am Bahnhof: Grelle Leuchtreklame, Gurken verkaufende Mütterchen, Schurken, die mein Geld tauschen wollen.
Ein alter Trolleybus, in den ich steige, ohne Fahrkarte. Der Busfahrer kann mir keine verkaufen, und ein englischsprechender huschiger Typ erklärt mir, dass bestimmt eh keiner zum kontrollieren kommt. Trotzdem versucht er noch mir ein Ticket zu verkaufen, überteuert natürlich. An einer verabredeten Haltestelle steige ich aus. Die Sonne scheint, es ist heiß. Auf den Bänken sitzen Klabautermänner und Kobolde.

Ich stehe eine Weile im Budapester Sommer herum, ehe Murat am Straßenhorizont auftaucht. Er trägt eine kurze, weite Jogginghose und Nikes, schultert unaufgefordert meinen Rucksack und steigt mit mir in den nächstbesten Bus. Zumindest kommt es mir so vor. Wir fahren durch die Stadt, steigen aus, laufen weiter, und irgendwann finde ich mich in einem russischen Geschäft wieder, eine komische Mischung aus Gemüseladen, Kiosk und Souvenirshop.
Murat bestellt ein Taxi. Wir warten draußen und ich stelle Fragen und Murat erzählt ein bisschen. Geboren in Turkmenistan, spricht Russisch, Türkisch, Persisch und Englisch, hat in Istanbul gelebt, zuletzt in Kiev, und nun eben Budapest.

Eine Taxifahrt, weitere hundert umfahrene Baustellen, und die halbe Stadt später, lade ich mein Gepäck ab. Murat nimmt eine angebrochene Flasche Wein in seine rechte Hand, und so schlendern wir durch Nachbarschaft und Nachmittagshitze. Alberne Touristenfotos vor Gebäuden und Skulpturen. Nudeln für 1000 Forinth. Später laufen wir an der Donau entlang, und weil ich schon zuvor beim Überqueren der Straßen einen unbeholfenen Eindruck gemacht haben muss, nimmt er nun meine Hand, wie die eines Kindes, auf das man aufpassen muss, wenn man die Straßenseite wechselt. Zusammen klettern wir Mauern hoch, weil wieder irgendeine Baustelle vor uns wartet, und steigen über Straßenbahngleise, während über Budapest die Sonne untergeht.
"This is a great adventure", sage ich zu Murat. Und der grinst mich an.

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