Sonntag, 6. Juli 2014

Sommergewitter


Du hast mal gesagt, dass du den Regen magst. Weil es immer den Anschein hat, als würde er die Welt wegspülen wollen. Wahrscheinlich waren das gar nicht deine Worte, sondern ein geklautes Zitat, das du als dein eigenes Gefühl ausgegeben hast.

Ich sitze an meinem Fenster und der Regen fällt vom Himmel runter. Es muss ein gewaltiger Wolkenrohrbruch sein. Ich frage mich, ob du jetzt auch gerade nach draußen schaust und die Luft einatmest, die gerade von der Sommerhitze rein gewaschen wird. Es gibt keinen Weichspüler namens Sommerregen, vielleicht ist das eine Marktlücke.

Wenn es im Sommer regnet, muss ich an dich denken. Diesen Gedanken habe ich geklaut, und ich frage mich, wie viele Leute an dich denken, wenn es regnet. Mit wie vielen Leuten du schon still am Fenster gestanden hast und den Regen beobachtet hast. Das Prinzip ist immer gleich. Du atmest ein. Dann tust du so, als würdest du nachdenken. Du legst deinen schönen Kopf zur Seite. Und schließlich säuselst du: "Ich mag den Regen. Ich glaube, er könnte die Welt wegspülen, wenn er wollte."

Manchmal frage ich mich, an wen du denkst, wenn es regnet. Manchmal frage ich mich, ob du weißt, dass du ein Dieb bist.

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