Freitag, 7. März 2014

Mitfahrgelegenheit



Der Himmel über der Stadt ist grau. Ich stehe auf diesem viel zu kleinen Parkplatz in bester Lage und beobachte die Autos. Sie kommen an, fahren weg, parken sich zu, rangieren. Die Türen und Klappen sind scheinbar wahllos geöffnet. Menschen stehen davor, stopfen erst ihre Sachen und schließlich sich selbst in die kleinen Blechdosen auf Rädern.

Meine Tasche ist schwer, meine Hände sind kalt, und mein Blick wandert ungeduldig hin und her. Der Bahnhof und sein Minutentakt sind nur wenige Meter entfernt. Ich höre die Züge, könnte jetzt am richtigen Gleis stehen und wüsste, wann mein Zug einfährt, wann er abfährt, durch welche Städte er fährt, wann ich schließlich ankomme, wie lang die Fahrt dauert und könnte entscheiden, zu wem ich mich setze, oder zumindest, zu wem ich mich nicht setze.

Stattdessen stehe ich hier und warte. Warte auf ein Auto, das mich mitnimmt und irgendwann irgendwo wieder ausspuckt.
Ich bin nicht allein. Neben mir steht eine Frau mit Rollkoffer, die auf ihrem Handy herum tippt. Ein Junge mit schwarzer Mütze und Kopfhörern. Ein Mann mit Einkaufstüten. Zwei Mädchen mit großen Rucksäcken. Vielleicht sitze ich gleich neben ihnen, vielleicht auch nicht. Immer, wenn ein neues Auto ankommt, gehen ihre Köpfe kurz hoch, um sich danach wieder zu senken.

Es ist beinahe skurril, wie wir hier stehen, die Wagen und ihre Fahrer mustern und nicht wissen, wer da kommen wird, zu wem wir einsteigen und wem wir schließlich einige Scheine für die geleisteten Dienste in die Hand drücken werden. Es ist ein billiges Geschäft, das wir hier betreiben. Aber wir sind jung, und wir wollen schnell an unser Ziel kommen. Ohne Umstiege. Aber dafür mit Raucherpause.

Schließlich kommt der Wagen, auf den ich gewartet habe. Der Fahrer steigt aus, er drückt mir die Hand. "Stefan", stellt er sich vor. Er nimmt meine Tasche und verstaut sie im Kofferraum. Ich setze mich auf die Rückbank hinter ihn. Der Kopfhörerjunge steigt wortlos auf der anderen Seite ein. Wir fahren los.
Wir lassen die Stadt hinter uns und wechseln auf die Autobahn. Im Rückspiegel begegnen mir Stefans Augen ein paar Mal zu oft. Ich schaue erst aus dem Fenster und dann auf meine Uhr. Noch etwa vier Stunden, dann ist es vorbei.

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