Dienstag, 15. April 2014

Paris I


Der Vorstadtzug spuckte mich am Gare du Nord aus. Es wimmelte von Menschen. Ich war in einem Ameisenhaufen gelandet, und ich bemühte mich den unsichtbaren Straßen zu folgen. So klammerte ich mich mit den Augen an den Hinweisschildern fest und fand meinen Weg in den Untergrund.

Es roch nach Exkrementen, Passanten rauschten vorbei, alles ging ganz schnell und ich versuchte mit dem vorgegebenen Tempo Schritt zu halten. Ich wuchtete meinen Rollkoffer die Treppen hinauf und hinunter und suchte mir meinen Weg durch das Labyrinth. Am Ende leuchtete ein neonfarbener pinker Punkt. Die Metro rauschte hinein, öffnete ihre Türen und ich trat ein. Scheppernd fuhr der Zug durch die dunklen Rohre. Ich hielt mich an einer Stange fest und grinste mein Spiegelbild im Fenster an. Ich war angekommen. Salut, Paris.

Ich lächelte weiter, schaute nach links und nach rechts, guckte in Augen hinein und stieg an der nächsten Station aus. Wieder folgte ich einem komplexen unterirdischen Irrgarten, diesmal musste ich zum dunkelgrünen Punkt finden. Als ich fast angekommen war, hielt mich eine Stimme auf. Ich drehte mich um und sah in eines der Gesichter, das ich zuvor noch angelächelt hatte. Ein Schwall französischer Worte ergoss sich in meine Ohren und ich hatte Mühe, bekannte Wörter heraus zu filtern um die Botschaft zu entschlüsseln.

Offensichtlich komplentierte mich mein Gegenüber. Er hatte einen käsigen Teint und Straßenköterlocken. Er trug Kleidung in Schlammfarben, aber seine Augen leuchteten und er war schüchtern und mutig zugleich. Über seine Lippen wanderte die Frage nach einem gemeinsamen Getränk. Ich war überfordert, suchte nach Worten und erklärte mich stotternd. Er nickte, sagte noch etwas und war so plötzlich verschwunden, wie er aufgetaucht war.

Verwirrt ließ er mich zurück. Ich stand in der Metro, legte eine Hand auf meine Wange und fühlte ihre Wärme.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen